Das Wahrzeichen der Stadt Meisenheim am Glan ist die Evangelische Schlosskirche auf dem Schlossplatz, eines der bedeutensten linksrheinischen Bauwerke der Spätgotik.
Die Schlosskirche ist – im Gegensatz zu vielen Kirchen des linksrheinischen Gebietes – Jahrhunderte hindurch vor größeren Schäden gnädig bewahrt worden.
Kurzinfo – Evangelische Schlosskirche
- Grundsteinlegung im Jahr 1479 – Bauvollendung 1504
- Baumeister: Philipp von Gmünd
- Orgel der Gebrüder Stumm aus dem 18. Jahrhundert
- Rokoko-Kanzel aus der Meisenheimer Schmidt-Werkstatt
Die Evangelische Schlosskirche bildet zusammen mit dem Herzog-Wolfgang-Haus den einzigen erhaltenen Rest des ehemaligen Schlosses in Meisenheim. Der Grundstein des Kirchenbauwerks wurde im Jahr 1479 gelegt, vollendet wurde der Bau 1504.
Die dreischiffige Hallenkirche besteht aus fünf Jochen und hat einen prachtvoll ausgebildeten (wuchtigen) Turm mit zierlichem, durchbrochenem Turmhelm oberhalb des Oktogons. Der quadratische Vorchor wird von einer Grabkapelle und einer zweigeschossigen Sakristei flankiert. Die Netzgewölbe ruhen auf Rundpfeilern. Weiterhin sind das schlichte Langhaus mit mächtigem Schieferdach, das kontrapunktisch zum Westturm nur einen kleinen Dachreiter trägt, sowie das reiche Maßwerk an den Fenstern des Chors einen Blick wert.
Das am Turm deutlich werdende Miteinander von vertikalen (Portal, Fensternischen, Fialen) und horizontalen Linien (die Galerien) weist auf den Übergang von der Gotik zur Renaissance hin. Mit Recht hat ein Kunsthistoriker des 19. Jahrhunderts (H.W. Riehl) die Schlosskirche „eine wahre Perle der späten Gotik“ genannt, die in der Stringenz ihrer spatgotischen Architektur ein Pendant im Freiburger Dom findet.
Grabkapelle, Sterngewölbe, Stumm-Orgel und Rokoko-Kanzel
Im Torchor und Chorpolygon gibt es reiche kippelige Sterngewölbe. Das kunstvolle Gewölbe befindet sich rechts in der Grabkapelle. Im 18. Jahrhundert wurde durch die Gebrüder Stumm eine großzügig dimensionierte Orgel eingebaut. Sehenswert ist auch die Rokoko-Kanzel aus der Meisenheimer Schmidt-Werkstatt.
Mit großer Wahrscheinlichkeit gab es auf dem Platz der heutigen Kirche – einem vom Glan umflossenen Plateau – bereits im 10. Jahrhundert eine Pfarrkirche, daneben eine Burg bzw. ein Schlossgebäude der Grafen zu Veldenz (1134-1444) und ihrer Nachfolger, der Herzöge von Pfalz-Zweibrücken (1444-1797).
Baubeginn der jetzigen Kirche war nach Niederlegung der Vorgängerkirche wie o.a. im Jahr 1479. Auf Geheiß Ludwigs des Schwarzen war Philipp von Gmünd der Baumeister, welcher auch das Rathaus erbaut hat.
Das Gotteshaus diente als:
- Grablege und Gruftkapelle der Schlossherren
- Ordenskirche der seit 1321 in Meisenheim ansässigen Johanniter
- Gemeindekirche
Die kurze Bauzeit (1479-1504) wirkt sich wohltuend auf die Einheitlichkeit des Stils aus.
Mit der Reformation (1523: 1. evang. Gottesdienst!) verschwinden nach und nach die dem kath. Kultus zugeordneten Einbauten: das Ostergrab (4 Steintafeln mit schlafenden Wächtern in der Kapelle des südl. Seitenschiffs erhalten), der Lettner (er trennte den den Johannitern vorbehaltenen Chor vom Hauptschiff) sowie einige Seitenaltäre.
Die Reliefs in dem südlichen Seitenschiff stellen die vier Kirchenväter (Ambrosius, Hieronymus, Augustinus und Gregor der Große) dar und stammen aus der ehemaligen steinernen Kanzel. Diese hat sich etwa an der gleichen Stelle befunden wie die heutige Rokoko-Kanzel.
Im Zeitraum von 1766 bis 1770 erfolgte eine große Umgestaltung des Innenraums zu einer evangelischen Predigtkirche durch Landesbauingenieur Philipp-Heinrich Hellermann. Er fügt dem spätgotischen Stil barocke bzw. Rokokoelemente hinzu, von denen bis heute erhalten geblieben sind:
- die Kanzel
- die Stumm-Orgel
- die Orgelempore
Umfassende Renovierung im 20. Jahrhundert
In den Jahren 1962 bis 1968 wurde die Kirche innen und außen gründlich renoviert. Die von Hellermann auch im Chor angebrachte Empore wird entfernt, die des Hauptschiffs um ein Joch verkürzt. Dies stellt den ursprünglichen Charakter der gotischen Hallenkirche wieder her. Weiterhin wurden die 7 Chorfenster neu gestaltet, deren stark abstrahierenden Darstellungen nicht leicht zu deuten sind, jedoch dazu einladen. Auch verdunkeln sie den Chorraum – ein ihnen am häufigsten gemachter Vorwurf – und grenzen ihn spürbar vom Hauptschiff ab.
Unterstreicht aber dieses dunkle Erscheinungsbild nicht die besondere sakrale Bedeutung des Chors, z.B. beim Abendmahl?
Führungen durch die Evangelische Schlosskirche
Informationen und Buchung
Tourist-Information Meisenheim
Untergasse 16
55590 Meisenheim
Kontakt
Telefon: 06751 / 81 11 71
Telefax: 06751 / 81 10 50
Besichtigen Sie die Evangelische Schlosskirche in Meisenheim und lassen Sie sich von kundigen Führern die Geschichte und bauliche Aspekte der Hallenkirche näher erläutern.
Informationen zur Führung
- Termin: ganzjährig nach Vereinbarung
- Dauer: ca. 1 Stunde
- Preis: 45,00 EUR (beliebige Gruppengröße)
Orgelvorführung in der Evangelischen Schlosskirche
Lauschen Sie den Klängen der im Jahr 1767 von den Gebrüdern Stumm aufgeschlagenen Orgel, die zu den bedeutendsten aus der Sulzbacher Werkstatt gehört.
Informationen zur Führung
- Termin: ganzjährig nach Vereinbarung
- Dauer: ca. 30 Minuten
- Preis: 120,00 EUR (beliebige Gruppengröße)